Prof. Dr. Dr. h. c. Heinz Bethge
15.11.1919 - 9.05.2001
Heinz Bethge wurde am 15. November 1919 in Magdeburg geboren, studierte, unterbrochen durch Kriegsdienst 1939 und ab 1942, an der Technischen Hochschule Berlin-Charlottenburg und nach dem Krieg an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Hier diplomierte er in Physik, es folgte 1954 die Promotion (Entwicklung und Bau eines Laboratorium-Elektronen-Mikroskopes und Anwendung der Elektronenmikroskopie auf Fragen zum Realbau des Steinsalzes) und 1960 die Habilitation (Elektronenmikroskopische Untersuchungen zur Struktur von Steinsalz-Spaltflächen).
Im gleichen Jahr wurde Heinz Bethge zum Professor ernannt und gründete die Arbeitsstelle für Elektronenmikroskopie Halle, aus der das Institut für Festkörperphysik und Elektronenmikroskopie der Akademie der Wissenschaften der DDR wurde, das er mit großem persönlichen Einsatz aufbaute und 25 Jahre – bis zu seiner Emeritierung 1985 – leitete und zu internationalem Ansehen verhalf.
Aus diesem Institut ist nach der Wiedervereinigung das Max-Planck-Institut für Mikrostrukturphysik hervorgegangen und der Grundstock für das Fraunhoferinstitut für Werkstoffmechanik gelegt worden. Als langjähriger (1974-1990) Präsident der Deutschen Akademie für Naturforscher LEOPOLDINA hat Heinz Bethge in entscheidender Weise zur Förderung der Wissenschaften beigetragen und sich insbesondere auch im gesamtdeutschen Rahmen engagiert.
In seiner wissenschaftlichen Arbeit widmete sich Heinz Bethge der Erforschung der auf Festkörperoberflächen zu beobachtenden atomaren und molekularen Prozesse und der Aufklärung der zu Grunde liegenden kristallinen Realstruktur. Kritische oberflächenphysikalische Größen, wie Diffusionslängen atomarer oder molekularer Bausteine oder die Beweglichkeit atomarer Baufehler wurden mit den von ihm weiterentwickelten elektronenmikroskopischen Techniken experimentell erfasst. Seine Grundlagenuntersuchungen zu Fragen der Adsorption und der Epitaxie an Grenzflächen und dünnen Schichten sind auch in die angewandte Forschung, beispielsweise zur Klärung von Fragen der Festkörperelektronik, eingeflossen.
Die Arbeiten Heinz Bethges und seiner Mitarbeiter zur Klärung von Zusammenhängen der Realstruktur kristalliner Materialien und deren mechanischen Eigenschaften fanden internationale Akzeptanz und Anerkennung. Er verstand es immer gleichermaßen theoretischen, experimentellen und methodischen Fragestellungen nachzugehen. Der Begriff der "Abbildenden Oberflächenanlytik" ist mit seinem Namen verbunden.
Heinz Bethge wurde vielfach geehrt und ausgezeichnet:
- 1967 Nationalpreis II. Klasse
- 1984 Ehrendoktorwürde der Technischen Hochschule Karl-Marx-Stadt
- 1987 Gustav-Hertz-Medaille der Deutschen Physikalischen Gesellschaft der DDR
- 1989 Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft für Elektronenmikroskopie
- 1990 Helmholtz-Medaille der Berlin-Brandenburgischen Akademie
- 1992 Großes Bundesverdienstkreuz mit Stern
- 1999 Nationalpreis der Nationalstiftung
- 1999 Ehrenmedaille der Alexander-von-Humdoldt-Stiftung
- 2000 Ehrenmitglied der Deutschen Physikalischen Gesellschaft